Zurück ins Auto und weiter geht's in Landesinnere Richtung Le Beausset, den mittelalterlichen Dörfchen Le Castellet und La Cadiere. Provence aus dem Bilderbuch lässt grüßen. Weinstöcke so weit das Auge reicht, unterbrochen mit Olivenbäumen, mit Zypressen gesäumte Alleen, getaucht in ein strahlendes Azurblau, garniert mit betörend duftenden Sträuchern am Straßenrand. Dazwischen, wie in einem Würfelspiel hingeworfen, uralte Bastiden, gemütliche Mas und luxuriöse Chambre d'Hôtes , soweit es unser Auge fassen mag. Rechts der Autoroute Le Castellet, das stolz auf einem Felsen thront und links La Cadiere mit seinem Kirchturm. Im typische provencalen La Cadiere mit seinen Cafehaustischchen auf den zweiebigen Hauptplatz, wie zu ebener Erde und im ersten Stock, unter schattenspendenden Korkeichen und den bunten Gemüseläden, herrscht noch Ruhe vor dem Touristenansturm.

Sehr lobens- und erwähnenswert finde ich dass der Parkplatz hier zumindest ausserhalb der Saison gratis ist! In Le Castellet geht's etwas touristischer aber auch historischer her. Die ehemalige Burg, in die seit einigen Jahren das Gemeindeamt eingezogen ist, wacht über dem kleinen Hauptplatz von dem sich die steinernen kleinen Gässchen in verschiedene Richtungen wie Mickimausschluchten durch die putzigen Steinhäuschen schlängeln um wieder in Miniplätzen mit Steinbrunnen, umgarnt mit Kunstläden und Cafés zu münden.

Da hier die Zufahrt regulär verboten ist, gibt's zum Glück auch keine Autos, herrlich, und vom Parkplatz sinds auch nur ein paar Stufen hoch zum Paradies. Der Ausblick schweift bis zur Calanque von La Ciotat ,und lässt erahnen, warum diese Landschaft auch ‚kleine Toskana‘ genannt wird.
Ausserhalb des Ortszentrum von La Cadiere versteckt sich mit eigener Zufahrt die Hostellerie Berard. Réné Berard mit dem Titel Maître Cuisinier de France gekürt, gekrönt von Michelin bis Gault Millaut, ist im Land der Kasserollen und Schöpflöffel bist weit über die Grenzen des Var bekannt ist. Hier gilt es nicht nur zum gourmanden Genuss zu halten, es darf mit dem Chefkoch persönlich in der Bastide des Saveurs der Kochlöffel geschwungen werden, um so mit einigen Tricks der Haute Cuisine die Freunde beim nächsten Dinner zu beeindrucken .


Zehn Minuten Fahrtzeit und wird sind wieder back on the coast, in Saint Cyr mit seinen kilometerlangen puderzuckerartigen Sandstränden Les Lecques. Hier wird im Sommer kräftig abkassiert, um Liegestühle und Schirme für die ganze Familie zu mieten, muss man schon tief ins Portemonnaie greifen. Auch bei Parkgebühren lässt man sich hier hauptsaisonstechnisch nicht lumpen. Jeder Quadratmilimeter wird abkassiert, und bei den vorherrschenden Dorfstrassenverhältnissen wundert keinen, warum die Mehrzahl der französischen ‚Bagnols‘ (Autos) verbeult um die Ecke kurven.
Am Hauptplatz von Saint Cyr dessen Ortskern einige Kilometer im Landesinneren liegt, thront eine der vier französischen Repliken der Freiheitsstatue. 1913 auf der ‚Place‘ installiert soll sie an den Anschluss ans erste öffentliche Wassernetz der Gemeinde erinnern. Warum? Nun ja, auch Fliesswasser zu haben bedeutet schliesslich ein grosses Stück mehr Freiheit.
Am Strand von Les Lecques entlang der Küste in den nebenanliegenden kleinen Fischerhafen La Madrague, vorbei an den unendlich weiten Sandstränden mit atemberaubenden Panorama der umliegenden Calanques. In La Madrague ist alles klein und niedlich, auch die Restaurants, die sich malerisch mit ihren bunt gedeckten Tischchen in das Kitschklischee unter azurblauem Himmel einfügen. Ein wahrer Romantikgeheimtipp, hier speisen Franzosen zu Mittag, und ausserhalb der Saison profitiert man zudem von freien Parkplätzen und der Platz mit Aussicht in den Restaurants.


Wer gut zu Fuß ist dem bietet sich noch eine Wanderung Richtung Port Alon, eine Calanque mit nichts als einem kleinen Restaurant am Strand. Natürlich geht's auch weniger anstrengend nutzt man den Parkplatz in Port Alon, wo man jedoch in Ermangelung von Parkplätzen als Wermutstropfen so richtig abgezockt wird.


Die D559 führt wieder zurück zu meinem Ausgangspunkt Richtung Sanary, nicht ohne vorher noch einen kleinen Abstecher ins nebenangelegende Bandol zu machen.

Hier ist alles einen Tick größer, aufwendiger und mondäner als in Sanary. Die Geschäftsmeile erstreckt sich wie ein Bandwurm bunt und schrill an der Quai entlang bis zum Casino. Ähnlich wie Sanary sonnt sich der schmucke Hafen, dessen Jachten schon beinahe Armadastärke erreichen, angesichts anbrechender Saisonen im Lichte des Tourismus.

Im angrenzenden gemächlichen Sanary noch immer als bourgois verschrien, denkt der Franzose bei Bandol zuerst an Wein, der kräftige Rotwein wird seit 1941 von einer AOC geadelt. Durch die Gros-Cerveau-Kette geschützt von Mistral, hat der Hafen, einstiger Handelshafen in dem Wein und Olivenöl verladen wurden, sich zum bekanntesten Urlaubsort der Region Toulon herausgemausert.

Die lange, herausgeputzte Uferpromenade gesäumt von charmanten Villen der vorigen Jahrhunderte, angehaucht mit Nostalgie der Belle Epoque, in deren Souterrains der Kommerz Einzug gehalten hat.

 

Bandol wurde schon sehr früh als Seebad der Schönen und Reichen entdeckt, schon vor dem ersten Weltkrieg führte die Schriftstellerin Katherine Mansfield die happy few von Bandol an. Angesichts der zahlungskräftige Klientel musste ein Casino her. Umgeben von feinsten Sandstränden, die sich bis ins nebenangrenzende Sanary fortsetzen. Ich bremse mich am Weg an der Plage d'Or noch kurz ein um in der Boulangerie noch eines dieser herrlichen, schmackhaften, leckeren Fougasse und Baguettes zu erbeuten.

Geschafft und müde lande ich in meinem Appartement, dankbar dafür dass ich endlich meine Treter abstreifen kann, meine Beine hochlagere und meinen Abend bei Sonnenuntergang auf der Terrasse ein Gläschen Bandol schlürfend ausklingen lasse. Die Palmen wiegen sich sanft im Abendwind, das Meer rauscht vor sich hin und die Möwen erzählen sich krächzend ihre Tageserlebnisse. Bevor ich total erschöpft ins Bett falle, denke ich noch , jaaaa, Gott muss wohl wirklich Franzose gewesen sein,.....